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Herkunft und Bedeutung des Familiennamens Kuckartz

Der Name Kuckartz ist wie seine Varianten Kuckertz, Kockartz und Kockertz abgeleitet vom frühneuzeitlichen Namen Kockart (auch Kochart, Kockardt, Kochardt), der in manchen Dokumenten um die niederrheinische Endung -s oder -z ergänzt wurde. Dieser Name wiederum geht auf den mittelniederländischen Namen Cockaert zurück, der im Mittelalter im flämischen Sprachraum nicht selten war. Der Name Cockaert wiederum soll vom altfranzösischen Cocart abstammen.

Das altfranzösische cocart (von coc = Hahn ergänzt um die Silbe (h)art = stark) bedeutet soviel wie eitel oder sich aufplustern. Mit dem Beinamen Cocart wurden Menschen belegt, die als Aufschneider, Prahlhans, Dummkopf oder Einfaltspinsel angesehen wurden. Im mittelalterlichen Niederländisch bezeichnet das Wort (und der Beiname) cockaert einen Narren oder Aufschneider.

Auf Neudeutsch könnte man den Namen also wohl wenig schmeichelhaft mit “Dummschwätzer”, “Angeber” oder “Großmaul” übersetzen…

Namensverbreitung

Die Kockarts waren ursprünglich ein stadtkölnisches, dann Aachener Geschlecht, die eine Gleve (Lilie) im Wappen führten. Das Kölner Haus zum Kockart gehörte zur Pfarre St. Severin.

Der älteste mir bekannte Namensträger ist Heinrich Kockart (gestorben nach 1318) aus Aachen. Seine Nachkommen lebten in Aachen und Burtscheid (heute ein Aachener Stadtteil). Sie waren Burtscheider Schöffen (ehrenamtliche Richter), besaßen im 15. und 16. Jahrhundert eine Mühle in Burtscheid und erwarben 1505  das Gut Reinarzkehle (heute Reinartzkehl) bei Aachen als Lehen der Propstei des Aachener Münsters.

Bereits im 15. Jahrhundert werden sie in Urkunden abwechselnd “Kockart”, “Kockartz”, “Kuckart” oder “Kuckartz” geschrieben.

Im 16. Jahrhundert tritt ein Familienzweig zum evangelisch-reformierten Glauben über und heiratet 1619 über Agnes Kockarts (gestorben 1673 Aachen) in die evangelische Kupfermeisterfamilie von Asten ein, die wie andere Aachener Kupfermeister jener Zeit nach Stolberg umsiedelten.

Im 18. Jahrhundert wandert ein anderer Zweig der Familie Kockartz in den belgischen Kanton Eupen ab und lässt sich u.a. in Eynatten, Hauset, Walhorn und Welkenraedt nieder.

Etwa ab dem 18. Jahrhundert behalten die einzelnen Familienzweige ihre jeweilige Namensschreibweise im Wesentlichen bei, also “Kockart”/ “Kockartz” auf der einen und “Kuckart”/ “Kuckartz” auf der anderen Seite.

“Kockartz” (bzw. “Kockart”) finden sich zu dieser Zeit vor allem in Aachen, Stolberg, Bardenberg (bei Würselen), Eynatten, Hauset, Walhorn, Welkenraedt und Vaals, “Kuckartz” (bzw. “Kuckertz”) in Aachen, Langerwehe, Bardenberg, Düren sowie im belgischen Montzen und im niederländischen Vaals.

Im 19. Jahrhundert ändert sich die Schreibweise der Familien nicht mehr, gleichzeitig findet im Zuge der Industrialisierung eine Verbreitung der einzelnen Familienzweige im gesamten Aachener Raum und im Herzogtum Limburg statt, so dass sich heute überall in der Region Namensträger der beiden Hauptlinien (Kockart/ Kockert, Kockarts/ Kockerts,  Kockartz/ Kockertz einerseits und Kuckart/Kuckert,  Kuckarts/ Kuckerts,  Kuckartz/ Kuckertz andererseits) finden.

Im 19. und 20. Jahrhundert gelangten Namensträger im Zuge von Migrationsbewegungen auch in andere Regionen Deutschlands sowie in die USA und nach Kanada.

Quellen:

  • zur Namensherkunft und -bedeutung im Niederländischen: Dr. Frans Debrabandere: Woordenboek van de familienamen in België en Noord-Frankrijk (grondig herziene en vermeerderde uitgave). L. J. Veen /Het Taalfonds 2003; bei Marcel Vervloet [abgerufen am 3.10.2012]
  • zur Namensherkunft und -bedeutung: Name ‘Cokart’ in: Nederlands Familienamenbank, Meertens Instituut [abgerufen am 3.10.2012]
  • zum altfranzösischen ‘cocart’: Edward B. Tylor: Die Anfänge der Cultur I, Hildesheim 2005 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1873), S. 206 (Google Books) [abgerufen am 3.10.2012]
  • Genealogie der mittelalterlichen Familie Kockart: Genealogie-Seite von Patrick Laschet (Adresse aktualisiert am 25.8.2017)
  • zum Gut Reinarzkehle: Christian Quix: Reinarzkehle in: Mittheilungen des Vereins für Kunde der Aachener Vorzeit Nr.5 Vol. 5 (1892), S. 65 ff. (Internet Archive – archive.org)
  • zu den Stolberger Kupfermeistern: Wikipedia: Kupfermeister
  • zur Verbreitung der Familienzweige Kockart(z) und Kuckartz: eigene genealogische Forschung sowie verschiedene Quellen wie de.geneanet.org, gedbas.genealogy.net, allelimburgers.nl, familysearch.org und Patrick Laschet

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